Helmichs Chemie-Lexikon

Lipide (Fette, fettähnliche Stoffe)

Allgemeines

Der Begriff Lipide steht nicht für eine bestimmte Stoffklasse, sondern ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Stoffgruppen. Dennoch haben alle Lipide Gemeinsamkeiten, nämlich

  • sie sind hydrophob, d.h. in Wasser unlöslich bzw. Wasser abweisend
  • sie sind lipophil, also gut löslich in Benzin und anderen unpolaren Lösemitteln
  • sie sind gute Energielieferanten (1 g Fett liefert 37 - 40 kJ)
  • sie sind in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten.
  • sie kommen in allen prokaryotischen und eukaryotischen Zellen vor.

Innerhalb der Lipide gibt es "Spezialisten", mehr oder weniger viele von ihnen sind

  • maßgeblich am Aufbau der Membranen in der Zelle beteiligt (Membranlipide),
  • amphipatisch, das heißt, sie bestehen aus einem kleinem hydrophilen "Kopf" und einem meist großem lipophilen "Schwanz",
  • wirken als Cofaktoren für bestimmte Enzyme,
  • wirken beim Sehprozess mit,
  • verankern Proteine in der Zellmembran,
  • wirken als Hormone oder second messenger.

Einteilung

Die Einteilung der Lipide ist nicht einheitlich geregelt. Ernährungslehre-Fachbücher teilen die Lipide anders ein als Biologie-Fachbücher, diese auch wieder anders als Chemie-Fachbücher.

Einteilung nach Schlieper

Die folgende Einteilung der Lipide lehnt sich eng an den Vorschlag von C. Schlieper [1] an.

Einteilung der Lipide laut Schlieper [1]
Autor: Ulrich Helmich, nach einer Abbildung aus dem aktuellen Schlieper-Band, Lizenz: siehe Seitenende

"Verseifbar" heißt hier, dass die Lipide mit Natron- oder Kalilauge reagieren und in ihre einzelnen Bestandteile gespalten werden können. Spaltet man beispielsweise ein Neutralfett mit Natronlauge, entstehen Glycerin und Fettsäuren. Die Fettsäuren reagieren dann mit den Natrium-Ionen der Natronlauge zu einer Seife (Natriumsalz der Fettsäure). Auch die komplexen Lipide sind verseifbar, können also ebenfalls durch Laugen gespalten werden, und die dabei freigesetzten Fettsäuren reagieren dann zu Seifen.

Die nicht verseifbaren Lipide sind so aufgebaut, dass sie nicht so einfach in ihre Komponenten zerlegt werden können.

Einteilung nach Lehninger

Nach dem bekannten Lehninger-Lehrbuch [2] werden die Lipide folgendermaßen eingeteilt:

Einteilung der Membranlipide laut Lehninger [2]
Autor: Ulrich Helmich, nach einer Abbildung aus dem aktuellen Lehninger, Lizenz: siehe Seitenende

In diesem Schema ist die Einteilung der Lipide eine zweidimensionale. In der ersten Dimension werden die Lipide nach dem Grundgerüst unterteilt. Die Glycero-Lipide besitzen ein Glycerin-Molekül als Grundgerüst, die Sphingo-Lipide ein Sphingosin-Molekül.

In der zweiten Dimension werden die Lipide danach eingeteilt, ob sie eine Phosphatgruppe besitzen oder einen Zuckerrest: Phospholipide bzw. Glycolipide.

Die Bezeichnung der Lipide kann dann beide Dimensionen berücksichtigen. Ein Sphingo-Phospholipid ist beispielsweise ein Lipid mit einem Sphingosin-Grundgerüst, das eine Phosphatgruppe enthält.

Bei Lipiden mit Glycerin als Grundgerüst, die eine Phosphatgruppe enthalten und gleichzeitig einen Zuckerrest, versagt dann das obige Schema.

Lipide auf dieser Homepage

Auf dieser Homepage werden alle Lipide ausführlich behandelt. Dazu gibt es jeweils eine Spezialseite in diesem Chemie-Lexikon.

Quellen:

  1. Schlieper C., Grundfragen der Ernährung. Hamburg 2014.
  2. Nelson, Cox. LEHNINGER Principles of Biochemistry. Macmillan Learning, New York 2021.