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1. Allgemeines

Allgemeines - Nomenklatur - phys. Eigenschaften - S-B-Eigensch. -

1.1 Rekapitulation Schulwissen

In den Schulbüchern der gymnasialen Oberstufe wird die Stoffklasse der Carbonsäuren und Carbonsäure-Ester meistens sehr ausführlich behandelt, vor allem im Zusammenhang mit der Säure-Base-Chemie und dem chemischen Gleichgewicht.

Hier ein kurzer tabellarischer Überblick, der das Wichtigste zum Thema "Carbonsäuren" zeigt:

Definition

Carbonsäuren sind Verbindungen mit einer oder mehreren COOH-Gruppen (Carboxy-Gruppe, früher auch als Carboxyl-Gruppe bezeichnet). Die COOH-Gruppe kann leicht ein Proton abspalten, verleiht den Carbonsäuren also einen sauren Charakter im Sinne Brönsteds (Protonen-Donator).

Bildung

Carbonsäuren entstehen durch die Oxidation eines primären Alkohols oder durch Oxidation eines Alkanals. Aus Ethanol beispielsweise bildet sich Ethansäure, aus Propan-1-ol Propansäure, aus dem Aldehyd Butanal entsteht Butansäure.

Oxidation
Carbonsäuren können nicht mehr weiter oxidiert werden, außer bei der Verbrennung, dann entsteht aber kein organisches Produkt, sondern es bilden sich CO2 und H2O.
Reduktion
Carbonsäuren können mit geeigneten Reduktionsmitteln zu Aldehyden oder sogar gleich zu Alkoholen reduziert werden. Aus Butansäure (Buttersäure) würde dann zum Beispiel Butanal bzw. Butan-1-ol entstehen.
Decarboxylierung

Carbonsäuren können unter geeigneten Bedingungen ihre COOH-Gruppe in Form von CO2 abspalten.

Diesen Prozess macht sich die Natur zu Nutze, beispielsweise im Citratzyklus, wo der C6-Körper Zitronensäure (drei COOH-Gruppen!) nacheinander zwei COOH-Gruppen abspaltet und in Form von zwei CO2 freisetzt (die wir dann über die Lunge ausatmen).

Siedepunkte

Die Siedepunkte der Carbonsäuren sind sehr hoch, höher noch als die vergleichbarer Alkohole. Das liegt an den H-Brücken, die die Moleküle der Carbonsäuren untereinander bilden können.

Jede COOH-Gruppe kann sich mit zwei anderen Molekülen verbinden, einmal über die OH-Gruppe, die gleichzeitig H-Brücken-Donator wie -Akzeptor sein kann, und dann über das Carbonyl-O-Atom, das als H-Brücken-Akzeptor auftritt.

Wasser-
löslichkeit
Mit H2O-Molekülen können Carbonsäuren H-Brücken bilden, daher sind kleinere Carbonsäuren sehr gut in Wasser löslich. Je größer die Alkylreste aber werden, desto geringer wird die Wasserlöslichkeit. Längere Carbonsäuren mit sechs oder mehr Atomen sind kaum noch in Wasser löslich.
Reaktionen

Neben Reduktion zu Aldehyden und primären Alkoholen sowie der Decarboxylierung können Carbonsäuren ähnlich wie Aldehyde und Ketone nucleophile Additionsreaktionen eingehen, vor allem aber kann die OH-Gruppe in einer nucleophilen Substitutionsreaktion durch andere Nucleophile ersetzt werden.

Das H-Atom der OH-Gruppe kann als Proton abgegeben werden, daher sind Carbonsäuren meistens mittelstarke Brönsted-Säuren.

Eine der wichtigsten Reaktionen der Carbonsäuren - zumindest in der Schule - ist die Veresterung, also die Reaktion mit einem Alkohol. Dieses Thema wird oft behandelt, wenn das chemische Gleichgewicht durchgenommen wird.

Bedeutung

Carbonsäuren spielen in der Natur eine wichtige Rolle als Duft-, Aroma- und Signalstoffe und als Zwischenprodukte im Stoffwechsel. Lange Monocarbonsäuren werden als Fettsäuren bezeichnet, sie sind Bestandteile von Triglyceriden (Neutralfetten) und von Membranlipiden.

In der Industrie werden Carbonsäuren als wichtige Ausgangsstoffe für Synthesen eingesetzt, viele natürlich vorkommende Carbonsäuren werden in der Lebensmittelindustrie als Konservierungs- und Geschmacksstoffe eingesetzt. Bekannte Carbonsäuren wie Essigsäure und Zitronensäure werden in jedem Haushalt als Geschmacks-, Konservierungs- oder Reinigungsmittel verwendet.

So, das war eigentlich das Wichtigste zum Thema "Carbonsäuren", das Sie noch aus Ihrem Chemie-Unterricht kennen sollten.

Carbonsäuren

Auf diesen Seiten, für die Sek. II geschrieben, finden Sie ausführlichere Informationen zum Thema Carbonsäuren.

Esterbildung

Und hier - ebenfalls ursprünglich für die Schüler der Sek. II geschrieben - finden Sie ausführliche Informationen zu diesem wichtigen Reaktionsmechanismus.

1.2 Studienvorbereitung /

1.3 Was sagt die Fachliteratur?

Was wird im Studium zum Allgemeinwissen über Carbonsäuren verlangt? Da schauen wir doch am besten einmal in zwei beliebte Hochschul-Lehrbücher hinein und betrachten wir, wie hier das Thema gegliedert ist.

Vollhardt/Schore
  • 19.1 Die Nomenklatur der Carbonsäuren
  • 19.2 Struktur und physikalische Eigenschaften
  • 19.3 Spektroskopie und Massenspektroskopie
  • 19.4 Acidität und Basizität von Carbonsäuren
  • 19.5 Die Synthese von Carbonsäuren in der Industrie
  • 19.6 Methoden zur Bildung der Carboxygruppe
  • 19.7 Substitution am Carboxy-Kohlenstoffatom
  • 19.8 - 19.10 Carbonsäurederivate (Ester, Anhydride, Amide etc.)
  • 19.11 Reduktion von Carbonsäuren
  • 19.12 Bromierung in Nachbarstellung zur Carboxygruppe
  • 19.13 Die biologische Aktivität von Carbonsäuren

Wir sehen also, dass diese Themen weit über den üblichen Schulstoff hinausgehen. Im Buddrus/Schmidt wird das wahrscheinlich nicht viel anderes sein.

Buddrus/Schmidt
  • 18.1 Übersicht und Nomenklatur von Carbonsäuren
  • 18.2 Vorkommen und Eigenschaften
  • 18.3 Herstellung
  • 18.4 Reaktionen
  • 18.5 Peroxycarbonsäuren
  • 18.6 Dicarbonsäuren
  • 18.7 Hydroxy- und Ketocarbonsäuren
  • 18.8 Exkurs: Synthese des Konservierungsstoffs Sorbinsäure

Die Carbonsäurederivate lagert dieses Buch in das Kapitel 19 aus. Insgesamt scheint dieses Buch mehr stofforientiert zu sein und weniger reaktionsorientiert als der Vollhardt/Schore.

Quellen:

  1. VollhardT, Schore: Organische Chemie. 6. Auflage, Weinheim 2020.
  2. Buddrus, Schmidt, Grundlagen der Organischen Chemie, 5. Auflage, De Gruyter-Verlag 2014.

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