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Scyphozoa

Anthozoa - Scyphozoa - Cubozoa - Hydrozoa - Myxozoa

Klasse Schirmquallen

Diese ca. 130 [4] bis 270[2] Arten umfassende Klasse der Cnidaria wird im Deutschen als Schirmquallen bezeichnet. Das deutet schon einmal darauf hin, dass hier die Quallenform die Hauptform ist, während die Polypen recht klein und unscheinbar sind, nur wenige Millimeter groß.

Beschreibung siehe folgenden Text

Charysaora spec.
Quelle: https://oceanexplorer.noaa.gov, Lizenz: public domain.

Die Medusen der Schirmquallen können recht groß werden, man hat schon Quallen mit 2 m Schirmdurchmesser und einer Tentakellänge von 30 m [3].

Die Quallen haben gut entwickelte Sinnesorgane (Augen), sie leben im Meer als aktive Räuber, gehen also auf Beutejagd, anstatt einfach nur mit den Tentakeln nach kleiner Beute zu angeln. Einige Arten der Wurzelmundquallen sind jedoch Filtrierer, das heißt sie filtrieren Plankton aus dem Wasser heraus.

1. Ordnung Coronamedusae (Coronatae)

Diese Ordnung, im Deutschen als Kranzquallen bekannt, umfasst 51 bis 57 Arten. Die Kranzquallen werden auch als Tiefsee-Quallen bezeichnet, weil sie auch in sehr großen Tiefen vorkommen.

Wie alle Nesseltiere der Medusazoa durchlaufen die Coronamedusae einen metagenetischen Generationswechsel, die kleinen Polypen (max. 9 cm), die selten in Kolonien leben, spalten Medusen ab, die dann verhältnismäßig groß werden - im Vergleich zu anderen Quallen jedoch immer noch recht klein.

Der Polyp ist schlank-hornförmig und lebt in einer Röhre aus Chitin, aus der nur der Kopfteil mit den Tentakeln herausragt [1].

Bei einigen Arten verbleiben die Medusen an den Polypen, pflanzen sich dort geschlechtlich fort, und die Larven setzen sich dann auf dem Substrat fest und bilden neue Polypen.

Beschreibung siehe folgenden Text

Zwei Vertreter der Familie Nausithoidae
Author: Mayor, Alfred Goldsborough 1910, Lizenz: Public domain

 

Kranzquallen

Auf dieser Seite der deutschen Wikipedia wird die Ordnung der Kranzquallen ausführlich vorgestellt.

2. Ordnung Semaeostomae (Fahnenquallen)

Auch die Fahnenquallen können sehr groß werden, bis zu 2 m Schirmdurchmesser. Typisch für Fahnenquallen ist das vierkantige Mundrohr. Ihren Namen haben die Fahnenquallen daher, dass die Kanten dieses Mundrohrs zu langen dehnbaren "Fahnen" ausgezogen werden können.

Beschreibung siehe folgenden Text

Ohrenqualle (Aurelia aurita)
Julian Fahrbach (CrazyBiker 84), CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Auf diesem Bild von Julian Fahrbauch sieht man die vier rötlich gefärbten Fahnen sehr schön. Die Ohrenqualle kommt auch an der deutschen Nordseeküste und an den westlichen Küsten der Ostsee vor.

Die Fortpflanzung der Fahnenquallen erfolgt "wie üblich": Die Quallen produzieren Keimzellen, die befruchteten Eizellen entwickeln sich zu Planula-Larven, diese setzen sich schließlich am Boden ab und wachsen zu Polypen heran. Durch Stobilation (Abschnürung) bilden sich viele winzige Ephyra-Larven, die wieder zu großen Quallen heranwachsen. Die meisten der rund 50 Arten betreiben Brutpflege, auch die im Bild gezeigte Ohrenqualle.

Die Seenessel (Chrysaora quinquecirrha, Schirmdurchmesser bis zu 40 cm) enthält ein sehr starkes Nervengift, das allerdings für den Menschen nicht tödlich ist, aber allergische Reaktionen hervorrufen kann.

Beschreibung siehe folgenden Text

Schwimmende Kompassqualle
Hans Holz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Fahnenquallen

Auf dieser Seite der deutschen Wikipedia wird die Ordnung der Fahnenquallen ausführlich vorgestellt.

3. Ordnung Rhizostomaeae (Wurzelmundquallen)

Die Ordnung der Wurzelmundquallen umfasst ca. 80 Arten, die Schirme einiger Arten können bis zu 60 cm groß werden. Ein charakteristisches Merkmal der Wurzelmundquallen ist der komplex gebaute Röhrenapparat, der aus verwachsenen Mundtentakeln entstanden ist. Dieser Röhrenapparat enthält zahlreiche kleine Poren und dient zum Filtrieren von Plankton, das so aus dem Wasser gewonnen werden.

Eine bekannte Art, die in der Nordsee sehr häufig auftritt, ist die Blumenkohlqualle Rhizostoma octopus, die oft auch einfach als Wurzelmundqualle bezeichnet wird.

Beschreibung siehe folgenden Text

Wurzelmundqualle im Hafen von Triest
MarkusGarger, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Blumenkohlqualle kann recht groß werden, man hat schon Exemplare mit Schirmdurchmessern von 90 cm gesichtet. Die Mundtentakel sind zusammengewachsen und blumenkohlartig gekräuselt.

Wurzelmundquallen

Auf dieser Seite der deutschen Wikipedia werden die Rhizostomaeae ausführlich vorgestellt.

Stauromedusae (Becher- oder Stielquallen)

Im Westheide/Rieger [2] werden als drittes Taxon der Scyphozora die Stauromedusae (Becher- oder Stielquellen) aufgeführt. Im Buch von Burda et al. [3] werden sie als Staurozoa aufgelistet. Die deutsche Wikipedia führt die Stielquallen als eigene Klasse der Nesseltiere.

Das Interessante an diesen Quallen ist, dass sie sessil leben. Die Medusen bilden einen Stiel mit Fußscheibe aus, der sie auf dem Substrat (meisten größere Algen) verankert. Im Grunde sehen die Medusen wie verzweigte Polypen aus, deren Oberteile aber wie kleine Quallen aussehen.

Beschreibung siehe folgenden Text

Die Becherqualle Haliclystus octoradiatus (an Seegras) von schräg unten
Genet at the German-language Wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Auf diesem Bild ist eine Becherqualle von schräg unten abgelichtet worden. Den Stiel mit der Fußscheibe kann man gut erkennen. Mit der Fußscheibe hat sich das Tier auf einem Blatt des Seegrases verankert. Auffällig sind auch die vielen strahlenförmig angeordneten kleinen Tentakel im Kopfbereich der halbsessilen Meduse.

Allerdings können sich Stiel- und Becherquallen im Gegensatz zu den meisten Polypen sexuell fortpflanzen, und sie können auch auf dem Untergrund kriechen. Dazu senken sie ihre Mundtentakel auf den Untergrund. Mit speziellen Klebezellen haften sie sich dann fest und lösen die Fußscheibe vom Substrat. Sie bewegen sich also ähnlich wie manche Raupen.

Quellen:

  1. Kaestner, Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band I: Wirbellose Tiere, 1. Teil. Stuttgart 1980.
  2. Westheide, Rieger (Hrsg.), Spezielle Zoologie, Teil 1. 3. Auflage, Berlin Heidelberg 2013.
  3. Burda, Hilken, Zrzavy, Systematische Zoologie, 2. Auflage, utb-Basics 2016.
  4. Wikipedia, verschiedene Artikel.