Alle Welt redet seit ein paar Monaten von ChatGPT, der künstlichen Intelligenz, die die Websuche und das Bildungssystem revolutionieren soll. Man kann sich Aufsätze, Gedichte und sogar wissenschaftliche Arbeiten von dieser KI schreiben lassen.
Was meint ChatGPT zum Thema "Ernährungsfehler"?
Hier die Antwort auf die Frage, was die wichtigsten Fehler sind, die man bei seiner Ernährung machen kann:
- Skipping meals: Skipping meals can lead to overeating later in the day and can cause your metabolism to slow down.
- Consuming too many processed foods: Processed foods tend to be high in calories, sugar, and unhealthy fats, and low in fiber and nutrients.
- Eating too much sugar: Consuming too much sugar can lead to weight gain, and increase the risk of developing health problems such as type 2 diabetes, heart disease, and metabolic syndrome.
- Not drinking enough water: Not drinking enough water can lead to dehydration, which can cause headaches, fatigue, and constipation.
- Eating too many calories: Consuming too many calories can lead to weight gain and increase the risk of developing health problems such as type 2 diabetes and heart disease.
- Consuming too much saturated and trans fats: Saturated and trans fats are unhealthy fats that can increase the risk of developing heart disease.
- Not getting enough fruits and vegetables: Fruits and vegetables are important sources of vitamins, minerals, fiber, and antioxidants that are important for good health.
- Not getting enough protein: Protein is important for building and repairing tissues in the body, and for maintaining muscle mass.
- Eating too much salt: Consuming too much salt can increase blood pressure and increase the risk of developing heart disease.
- Drinking too much alcohol: Drinking too much alcohol can lead to weight gain, and increase the risk of developing health problems such as liver disease, heart disease, and certain types of cancer. "
Auf den ersten Blick hört sich das alles gar nicht mal so schlecht an. Wir wollen nun einen Blick in die (gedruckte) Fachliteratur werfen und die Aussagen der KI einmal überprüfen.
Noch darf man sich auf solche KI-Aussagen nicht zu 100 Prozent verlassen. Auf die Frage, was Kloakentiere sind, hat ChatGPT beispielsweise geantwortet, dass es sich um Tiere handelt, die in Kloaken leben (Mäuse, Ratten, Schlangen etc.) und nicht um primitive Säugetiere, die ähnlich wie Reptilien und Vögel Kloaken besitzen.
Wichtige Fachbücher
Das Buch von Schlieper
Eines der besten Werke für die gymnasiale Oberstufe ist sicherlich das Lehrbuch von Cornelia Schlieper, "Grundfragen der Ernährung", zuletzt erschienen in der 23. Auflage 2019. Frau Schlieper beginnt ihr Buch mit dem Abschnitt "Ernährung und Gesundheit" und listet hier vier Ernährungsfehler auf [1]:
- Wir essen zu viel und zu energiereich
- Wir essen das Falsche. Wir essen zu einseitig
- Wir nehmen zu wenig Ballaststoffe auf
- Wir essen zu fett - vor allem zu viel tierisches Fett
Erste Aussage
Die erste Aussage ist sicherlich unbestritten, wenn man sich die entsprechenden Statistiken anschaut. Im Spiegel vom 2. Juli 2018 [2] konnte man unter der Überschrift "58% der Eltern sind übergewichtig" folgendes lesen:
In Deutschland sind weit mehr als die Hälfte der Eltern übergewichtig oder gar fettleibig. Insgesamt bringen 58 Prozent zu viel Gewicht auf die Waage, wie eine Umfrage der AOK zeigt. Bei den Vätern sind sogar 72 Prozent zu dick. Das Ergebnis deckt sich mit anderen Studien. Männer sind in Deutschland über alle Altersgruppen gerechnet stärker von Übergewicht betroffen als Frauen.
Die Aussagen im Spiegel-Artikel sind allerdings etwas ungenau, was die Höhe des Übergewichts betrifft. Was ist überhaupt Übergewicht? Auch da gibt es in der Literatur und im Internet unterschiedliche Meinungen.
Zweite Aussage
Vergleicht man verschiedene Fachbücher zu diesem Thema, sind sich die meisten einig, dass wir zu viel Süßigkeiten, Fett und Fleisch essen und zu wenig Obst und Gemüse. Beispielsweise nehmen wir im Durchschnitt täglich fast 100g Zucker zu uns [1]. Das wären im Jahr also 36,5 kg. Ein großer Teil des Zuckers wird allerdings in versteckter Form aufgenommen, also mit Süßigkeiten, Kuchen, Getränken und so weiter.
Dritte Aussage
Dass wir zu wenig Ballaststoffe zu uns nehmen, ist in der Fachliteratur unumstritten, es gibt keine Artikel oder Fachbücher, die behaupten, dass wir zu viel Ballaststoffe zu uns nehmen.
Vierte Aussage
Die letzte Aussage (zu viel Fett) scheint auf den ersten Blick ebenfalls unbestritten. Sucht man im Internet nach entsprechenden Artikeln, unterstützen ca. 75% diese Meinung, während ca. 25 eher in die Richtung tendieren, dass Fett unverzichtbar für eine gesunde Ernährung ist und man vielleicht sogar zu wenig Fett zu sich nimmt. Machen Sie sich doch selbst einmal ein Bild und suchen mit "Essen wir zu viel Fett" nach Artikeln.
Das Buch von de Groot
Ein eben so gutes für die Schule geeignetes Ernährungslehre-Buch ist das von Hilka de Groot, "Ernährungswissenschaft" in der aktuellen Auflage von 2019 [3]. Frau de Groot listet folgende Ernährungsfehler auf:
- Zu viel!
- Zu fett!
- Zu eiweißreich!
- Zu wenig Kohlenhydrate!
- Zu wenig Ballaststoffe!
In den Punkten 1, 2 und 5 stimmt das mit den Aussagen von C. Schlieper überein. Aber die Aussagen 3 und 4 sind umstritten. Viele Ernährungswissenschaftler empfehlen weniger Fett, eine genau so große Anzahl von Wissenschaftlern meint, dass wir zu viele Kohlenhydrate essen. Folgt man dem Rat beider Gruppen, muss man zwangsläufig viele Eiweiße zu sich nehmen. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt folgende Nährstoff-Verteilung:
- 30% Fett
- 10 - 15% Eiweiß
- 50 - 55% Kohlenhydrate
Die Prozentzahlen beziehen sich nicht auf das Gewicht in Gramm, sondern auf den Energiegehalt der Nahrung. Von den 7.000 bis 12.000 kJ, die man pro Tag zu sich nehmen sollte (abhängig von Größe, Gewicht, Geschlecht, Alter und Bewegung), sollten 30% durch verschiedene Fette geliefert werden und so weiter.
Das Buch von Elmadfa
Ibrahim Elmadfa listet ganz hinten in seinem Buch "Ernährungslehre" [4] ein paar typische Ernährungsfehler auf:
- Zu hohe Energieaufnahme
- Zu viel Zucker, zu süß
- Zu wenig Stärke (Brot und "Beilagen")
- Zu viel tierisches Fett und Protein
- Zu stark verfeinert (weißes Mehl)
- Zu wenig Ballaststoffe
- Zu viel Salz
- Manche konsumieren zu viel Alkohol
Diese Aussagen stimmen weitgehend mit den Aussagen der anderen Autoren und Autorinnen überein.
Das Buch von Dörr
Ein weiteres Schulbuch ist "Ernährung und Stoffwechsel" von Martin Dörr, aktuelle Auflage von 2021 [5]. Martin Dörr geht in den ersten Seiten seines Buches nicht so deutlich auf typische Ernährungsfehler ein, zumindest liefert er keine schöne Auflistung wie Schlieper oder de Groot. Dafür findet man aber eine sehr schöne Darstellung zu den Themen "Ernährung im Wandel der Zeit", "Ernährung in der Industriegesellschaft" und vor allem - passend zu dem Thema dieser Webseite - "Ernährungssituation von Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland".
Ernährung Jugendlicher
In der Tabelle auf Seite 16 seines Buches vergleicht Dörr die Ernährung Jugendlicher mit den Empfehlungen der DACH-Referenzwerte (Richtwerte, die von Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitet worden sind). Danach nehmen 13- bis 19 jährige Menschen zu viel Eiweiß auf, nämlich 132 (Mädchen) bzw. 142% des Referenzwertes. Fette werden allgemein nicht zu viel aufgenommen, wohl aber speziell die gesättigten Fettsäuren, die ja in vielen Fetten enthalten sind. Gesättigte Fettsäuren werden zu 133% bzw. 130% aufgenommen, während die als gesund geltenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren mit ca. 80% zu wenig aufgenommen werden. Daher sind die Aussagen von Schlieper (wir essen zu fett) und von de Groot (zu fett!) recht undifferenziert.
Bei Kohlenhydraten liegt nach Dörr die Aufnahme bei nur 90% (Mädchen) bzw. 87% (Jungen). Damit wird die Aussage von de Groot (zu wenig Kohlenhydrate) unterstützt. Ballaststoffe werden zu 99% bzw. 90% aufgenommen, das ist also nicht weiter kritisch. Was allerdings in der Tabelle stark auffällt, ist die Natrium-Aufnahme. Jugendliche nehmen mehr als das Vierfache der empfohlenen Menge auf: 440%. Andere Mineralstoffe und Vitamine werden dagegen zu wenig aufgenommen, Vitamin D zum Beispiel nur zu 43% bzw. 53%.
Ernährung Erwachsener
Bei den Erwachsenen sieht die Sache völlig anders aus. Hier tauchen fast nur rote Zahlen in der Tabelle auf; es werden also alle Referenzwerte entweder deutlich überschritten (Energie, Protein, Fett, Natrium) oder deutlich unterschritten (Ballaststoffe, Calcium, Jod, Vitamin D und Folsäure). Dörr fasst zusammen:
"Für Erwachsene gilt, dass sie zu viel an Energie, Proteinen, Fetten... und Natrium aufnehmen und gleichzeitig trotz überhöhter Energieaufnahme ein Defizit an Ballaststoffen, Calcium, Jod, Vitamin D und Folsäure haben".
Aufgaben
Aufgabe 1
Vergleichen Sie die Aussagen von ChatGPT bezüglich der Ernährungsfehler mit den hier aufgelisteten Auszügen aus der Fachliteratur. Wenn möglich, leihen Sie sich eines dieser Bücher in der Schulbibliothek aus. Beurteilen Sie die Aussagekraft der ChatGPT-Liste.
Aufgabe 2
Erstellen Sie eine Präsentation (Poster, Powerpoint, Keynote oder Ähnliches, zur Not auch ein klassisches Poster auf DIN A3- oder besser DIN A2-Papier), in der die wichtigsten Ernährungsfehler übersichtlich dargestellt werden.
Bei einer solchen Präsentation achten Sie bitte darauf, nach dem Prinzip "ZEN oder die Kunst der Präsentation" zu verfahren. Also möglichst nur aussagekräftige Bilder, einfache Diagramme, so gut wie keinen Text, keine Aufzählungen und so weiter. Das eben genannte ZEN-Buch kann jedem empfohlen werden, der während seiner Schullaufbahn oder später im Studium Präsentationen halten will, die beim Publikum (und beim Lehrer) gut ankommen. Die wichtigsten Punkte, die Sie bei Präsentationen beachten sollten, sind übrigens auf der oben genannten Webseite aufgelistet.
Quellen:
- ChatGPT
- Schlieper, Grundfragen der Ernährung, 21. Auflage, Hamburg 2014.
- "58 der Eltern sind übergewichtig", Spiegel vom 02.07.2018.
- de Groot, Ernähungswissenschaft, 5. Auflage, Haan-Gruiten 2011.
- Elmadfa, Ernährungslehre, 3. Auflage, Stuttgart 2015.
- Dörr, Ernährung und Stoffwechsel, 1. Auflage, Troisdorf 2009.