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Das Lichtmikroskop

Lichtmikroskop - Elektronenmikroskop - Prokaryotenzelle - Tierzelle - Pflanzenzelle - Vergleich

Das Lichtmikroskop wurde um das Jahr 1590 herum erfunden, wahrscheinlich von dem Brillenschleifer Hans Janssen. Der Brite Robert Hooke ließ dann zum ersten Mal in der Geschichte der Biologie ein Mikroskop bauen, das aus mehreren Linsen bestand. Mit diesem einfachen Mikroskop sah Hooke 1665 zum ersten Mal Zellwände, als er Kork unter sein Mikroskop legte. Hooke prägte dann auch den Begriff "Zelle", weil das Korkgewebe unter dem Mikroskop so aussah, als bestünde es aus lauter kleinen Gefängniszellen.

Der Holländer Leeuwenhoek verbesserte das Mikroskop noch weiter, sein Mikroskop schaffte eine 270 fache Vergrößerung - ein großer wissenschaftlicher Fortschritt für die damalige Zeit.

Seitdem wurde das Lichtmikroskop kontinuierlich weiterentwickelt, moderne Lichtmikroskope sehen teils völlig anders aus als die ursprünglichen von Hooke und Leeuwenhoek.

Geschichte der Lichtmikroskopie

Auf dieser Seite in dem Biologie-Lexikon dieser Homepage wird auf die Anfänge der Lichtmikroskopie im 16. und 17. Jahrhundert näher eingegangen.

Bau und Funktion der Teile

Lichtmikroskop mit Beschriftung

Ein Lichtmikroskop der Firma Beck aus Kassel
Quelle: Eigenes Photo, Autor: Ulrich Helmich, Lizenz: siehe Seitenende

Stativ (Griff). Dieser Teil des Mikroskops dient als Halterung für den Tubus und den Revolver und außerdem zum Transportieren des Mikroskops. Das Mikroskop wird mit der einen Hand am Griff angefasst, die andere Hand wird als Absicherung unter den Fuß gehalten.

Grobtrieb. Der Grobtrieb ist ein großes Rad, mit dem man den Abstand zwischen dem Objekttisch und dem Objektiv verstellen kann, um die Bildschärfe zu regulieren. Bei modernen Mikroskopen bewegt sich der Objekttisch nach oben und unten, wenn man den Grobtrieb einstellt.

Feintrieb. Ein kleines Rädchen, mit dem man den Abstand zwischen Objekt und Objektiv und damit die Bildschärfe sehr fein regulieren kann. Zunächst stellt man die Schärfe mit dem Grobtrieb ungefähr ein, dann reguliert man mit dem Feintrieb nach, bis das Bild scharf ist.

Für technisch Interessierte: Meistens sitzt der Objekttisch an einer senkrecht angeordneten Zahnstange. Der Grobtrieb ist dann mit einem größeren Zahnrad verbunden, das beim Drehen die Zahnstange nach oben oder unten bewegt. Der Feintrieb ist dann mit einem kleinerem Zahnrad verbunden, mit dem man das große Zahnrad des Grobtriebs fein dosiert verstellen kann.

Objektive. Die Objektive sind eigentlich der wichtigste und oft auch teuerste Teil des optischen Systems - ähnlich wie die Objektive einer Kamera. Ein Objektiv ist ein hochempfindliches Linsensystem, das für die Primärvergrößerung des Objektes verantwortlich ist. Einfache Objektive vergrößern das Objekt 5x, 10x oder 20x, stärkere (und teurere) Objektive sogar 40x, 60x oder gar 100x.

Die Frontlinsen eines Objektivs sind sehr empfindlich, und wenn man ungeschickt mikroskopiert, stoßen sie des öfteren mit dem Deckglas des Präparats zusammen, was gar nicht gut für die Linse ist. Bei den 5er, 10er oder 20er Objektiven kann das nicht passieren, sie sind recht kurz und können daher nicht auf das Objekt stoßen. Die 30er, 40er, 60er und 100er Objektive dagegen sind recht lang, und wenn man beim Scharfstellen nicht aufpasst, stoßen die Frontlinsen des Objektivs auf das Objekt. Aus diesem Grund enthalten solche Objektive auch eine Feder, so dass die Frontlinse etwas nachgeben kann, wenn es zu einem solchen Zusammenstoß kommt.

Ein normales Mikroskop besitzt drei Objektive, meistens ein 5er, ein 10er oder 20er, und ein 40er. Bessere Mikroskope besitzen als viertes Objektiv noch ein 80er oder ein 100er.

Okulare. Die Okulare sind herausnehmbare Linsensysteme, die meistens aus zwei Linsen bestehen. Die Okulare vergrößern das Bild, das von den Objektiven erzeugt wurde, noch einmal um den Faktor 5, 10, 12, 15 oder 20.

Wenn man die Gesamtvergrößerung des Mikroskops ermitteln will, muss man die Objektiv-Vergrößerung mit der Okular-Vergrößerung multiplizieren. Ein 40er Objektiv mit einem 15er Okular ergibt beispielsweise eine 600fache Vergrößerung.

Tubus. Wörtlich übersetzt heißt Tubus so viel wie "Röhre". Der Tubus dient zur Aufnahme eines Okulars. Neben dem einfachen Tubus (Monokulartubus) gibt es auch den Binokulartubus, der aus zwei Tuben besteht, wofür man dann auch zwei gleiche Okulare benötigt. Der Binokulartubus erlaubt das Sehen mit beiden Augen, was die Augen beim Mikroskopieren stark entlastet.

Stereomikroskopie. Ein stereoskopisches 3D-Sehen ist mit einem Binokulartubus allerdings nicht möglich; beide Tuben zeigen das gleiche Bild, da nur ein Objektiv verwendet wird. Will man stereoskopisch mikroskopieren, benötigt man ein Stereomikroskop mit zwei Tuben und zwei Objektiven. Solche Stereomikroskope vergrößern aber nicht so stark wie ein "richtiges" Mikroskop und dienen hauptsächlich zum Betrachten größerer Objekte wie zum Beispiel Wasserflöhe.

Revolver. Wörtlich übersetzt heißt "Revolver" so viel wie "Dreher". Der Revolver dient zum schnellen Wechseln der Objektive. Ein normaler Revolver kann vier Objektive erfassen.

Objekt. Das Objekt ist zwar kein Teil des Mikroskops (bei manchen Schülermikroskopen werden aber fertig präparierte Objekte mit in die Geschenkpackung gelegt), soll der Vollständigkeit halber aber hier erwähnt werden. Bei der Durchlichtmikroskopie (also der in der Schule üblichen normalen Mikroskopie) muss das Objekt sehr dünn sein, damit genügend Licht hindurch fällt.

Kreuztisch. Ein mechanisches System, welches das bequeme Navigieren des Objektes erlaubt. Der Objektträger wird in die Klemmen des Kreuztisches eingespannt, und mit zwei Schrauben kann das Objekt nach links und rechts bzw. nach vorne und hinten bewegt werden. Wer geschickt ist, kann beide Schrauben gleichzeitig mit einer Hand bedienen, so dass er mit der anderen Hand den Grobtrieb und den Feintrieb bedienen kann, um beispielsweise ein lebendes Wimperntierchen zu verfolgen, das in dem Wassertropfen hin- und her schwimmt und sich dabei auch in unterschiedlichen Entfernungen vom Objektiv befindet, so dass dauernd neu scharfgestellt werden muss.

Objekttisch. Der Objekttisch ist eine massive quadratische Platte mit einem Loch in der Mitte. Unter dem Loch sitzt der Kondensor. Der Objektträger mit dem Objekt wird auf den Objekttisch gelegt bzw. in die Klemmen des Kreuztisches eingespannt. Das Licht fällt durch den Kondensor und wird von diesem gebündelt durch das Loch von unten auf das Objekt geleitet.

Kondensor. Ein aus ein oder zwei Sammellinsen sowie einer verstellbaren Blende bestehendes System. Das Licht, das von der Lichtquelle ausgestrahlt wird, wird vom Kondensor auf das zu betrachtende Objekt gebündelt, so dass dieses hell ausgeleuchtet ist. Spezialkondensoren erlauben Mikroskopierverfahren wie Dunkelfeld oder Phasenkontrast.

Lichtquelle. Während man früher Hohlspiegel oder einfache Glühbirnen als Lichtquelle verwendet hat, werden heute auch schon weiße LEDs zur gleichmäßigen und hellen und vor allem auch wärmefreien Ausleuchtung des Objektes eingesetzt. Die Helligkeit der Lichtquelle sollte man über einen Dimmer stufenlos regulieren können; die Blende des Kondensors sollte eigentlich nicht zur Regulation der Helligkeit verwendet werden.

Auflösung

Unter der Auflösung eines Mikroskops versteht man den kleinsten Abstand zweier Strukturen, die noch unterschieden werden können. Beim menschlichen Auge beträgt die Auflösujng ca. 0,1 mm oder 100 µm. Zwei Staubkörner, die einen Abstand von 80 µm haben, kann man also nicht mehr getrennt wahrnehmen, sie sehen dann wie ein einziges Staubkorn aus.

Die Auflösung eines Lichtmikroskop ist ungefähr 500 mal höher als die des menschlichen Auges, sie beträgt 0,2 µm oder 200 nm. Ein übliches Bakterium hat eine Länge von 600 bis 1000 nm. Solche Bakterien kann man also in einem Lichtmikroskop bei starker Vergrößerung sehen, allerdings kann man keine Einzelheiten mehr wahrnehmen. Eukaryotische Zellen sind 20 bis 40 µm groß, das ist das 100 bis 200fache des Auflösungsvermögens. Hier kann man mit dem Lichtmikroskop daher schon sehr viele Einzelheiten gut erkennen.

Digitalisierung

Die einfachste Methode, das mikroskopische Bild zu digitalisieren, ist die Kamera eines handelsüblichen Handys. Man setzt die Linse der Kamera vorsichtig auf die Linse des Okulars, und mit ein wenig Geschick kann man das Bild abfotografieren. Spezielle Handyhalterungen für Mikroskope erleichtern das Fotografieren erheblich und kosten nicht viel.

Es gibt aber auch spezielle USB-Okulare, die man in den Tubus stecken kann. Ein solches Okular schließt man dann an den Computer an, und man kann die Bilder dann direkt speichern und bearbeiten. Solche Okulare sind recht teuer, ein paar Hundert Euro kann man dafür schon ausgeben.

Für Spiegelreflex- oder Systemkameras gibt es auch spezielle Mikroskop-Adapter, die man dann anstelle eines Objektivs an die Kamera schrauben kann. Auf der Frontseite hat ein solcher Adapter die Form eines Okulars, so dass man den Adapter mit der Kamera in den Tubus stecken kann. Verbindet man seine Kamera dann mit einem Computer, kann man die Bilder direkt speichern und anschließend bearbeiten). Solche Adapter sind nicht teuer, der Preis liegt bei 30 bis 50 Euro.

Die professionellste Lösung ist sicherlich der Mikroskop-Adapter für die Kamera, denn die Bilder mit dem Handy gelingen oft nicht, weil man das Gerät falsch auf das Okular hält oder weil das Handy nicht dafür geeignet ist. Die USB-Objektive sind sehr teuer, während ihre Auflösung oft recht mager ist. Nimmt man dagegen eine "richtige" Kamera, hat man die vollen 24, 32 oder sogar 50 Megapixel der Kamera zur Verfügung. Außerdem kann man die Belichtung manuell einstellen, und man kann sogar Photostacking betreiben. Das heißt, man macht 10 Bilder von unterschiedlichen Ebenen des Objektes und rechnet die Bilder dann in der Kamera oder am Computer zu einem neuen Bild zusammen, das von vorne bis hinten scharf ist.

Lichtmikroskop.net

Auf dieser Webseite gibt es sehr viele interessante Informationen rund um das Lichtmikroskop.

Entwicklung der Lichtmikroskopie

Verfahren der Lichtmikroskopie

Über die weiteren Fortschritte in der Lichtmikroskopie unterrichtet Sie die Lexikon-Seite "Verfahren der Lichtmikroskopie". Hier ist von aufregenden Methoden wie der Fluoreszenzmikroskopie und dem STED-Verfahren die Rede, für das es 2014 den Chemie-Nobelpreis gab.