Vereinfacht ausgedrückt versteht man unter Hyperkonjugation das "Herüberspringen" von Elektronen aus einem doppelt besetzten Orbital in ein leeres oder einfach besetztes benachbartes Orbital.
Ein Ethyl-Radikal
Autor: Ulrich Helmich 2023, Lizenz: Public domain
Hier sehen wir ein Ethyl-Radikal *CH2CH3; das radikalische C-Atom (links) ist sp2-hybridisiert, und in dem pz-Orbital befindet sich nur ein Elektron, was natürlich ein instabiler Zustand ist. In der Nachbarschaft dieses p-Orbitals befinden sich aber drei doppelt besetzte s-sp3-Bindungen. Dieses Elektronenpaarbindungen können nun mit dem pz-Orbital überlappen, wodurch die Elektronendichte in dem p-Orbital erhöht wird. Das geht natürlich nur dann, wenn eine der drei kovalenten C-H-Bindungen parallel zum pz-Orbital ausgerichtet ist.
Die Hyperkonjugation ist nun ein wichtiger Faktor, der zur Stabilisierung von Radikalen und Carbenium-Ionen beiträgt. Je mehr doppelt besetzte bindende Orbitale oder freie Elektronenpaare in der Nähe eines einfach besetzten oder gar leeren p-Orbitals sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron in dieses p-Orbital "hinein springt". Daher sind sekundäre Alkylradikale stabiler als primäre, und tertiäre sind stabiler als sekundäre - das gilt noch mehr für Carbenium-Ionen mit ihrem leeren pz-Orbital.
Laut dem Spektrum-Lexikon der Chemie ist das Ethyl-Kation gegenüber dem Methyl-Kation durch Hyperkonjugation um 150 kJ/mol stabiler.