Welchen Bezug haben Pufferlösungen eigentlich zu unserem Alltag?
Internet-Recherche
Auf der Seite von Prof. Blume "Von Puffern und Pufferung" (2008) wird zunächst die Frage gestellt: "Was wäre (ein) Gefahrgutwaggon ohne die Puffer vorn und hinten? Sicherlich eine fahrende Zeitbombe!". Ob das jetzt ein guter Alltagsbezug ist, sei mal dahingestellt. Als Nächstes wird auf dieser Seite auf Rempeleien auf dem Schulhof eingegangen, und dass man sich dagegen abpuffern kann. Das ist schon ein besseres Alltagsbeispiel.
Recherchieren wir mal weiter im Internet; was gibt es dort über "Pufferlösungen im Alltag" oder "Pufferlösungen, Alltagsbezug" zu finden?
Die Wikipedia-Seite über Pufferlösungen fängt gleich mit der mathematischen Herleitung der Puffergleichung an, die Seite können wir also ruhig vergessen. Weiter unten auf der Seite finden wir dann einen Abschnitt über "Bedeutung von Puffersystemen". Da geht es aber keineswegs um einen Alltagsbezug, sondern über Puffersysteme in der technischen Chemie, zum Beispiel bei der Galvanisierung oder Photographie. Auch in den Biowissenschaften haben Puffersysteme eine große Bedeutung, da die meisten Enzyme auf einen konstanten pH-Wert angewiesen sind.
Auf Chemie.de steht fast das Gleiche wie in der Wikipedia, das hilft uns jetzt auch nicht viel weiter...
Dann gibt es da die didaktisch gut aufbereitete Seite swisseduc.ch aus der Schweiz. Hier gibt es einen Artikel über Blutpufferung. Aber auch dieser Artikel fängt zunächst mit theoretischen Betrachtungen über Puffer an und stellt dann gleich die chemischen Reaktionen vor, die bei der Blutpufferung eine Rolle spielen. Im Hauptteil kommt dann ein großes Experiment, bei der ein Blutpuffer simuliert wird. Ein richtiger Alltagsbezug ist das aber auch nicht.
Die nächsten Suchergebnisse haben überhaupt nichts mehr mit Chemie zu tun: "Mit Pufferzeiten stressfrei durch den Alltag", "Einen (finanziellen) Puffer schaffen", "Sanowell-Haftpuffer, die rutschsicheren Gummikapseln..." und so weiter. Über Pufferlösungen im Alltag findet man absolut nichts im Internet.
Schulbücher
Schauen wir uns als Nächstes mal ein paar neuere Chemie-Schulbücher an. Zunächst mal das dicke Pearson-Schulbuch für die gymnasiale Oberstufe. Dort finden wir zwar drei, vier Seiten über Puffer, aber absolut keinen Alltagsbezug.
Wie sieht es in Chemie heute SII vom Schroedel-Verlag aus? Nach einer theoretisch/ praktischen Einleitung findet man dann endlich mal zwei Exkurse: "Puffer und Blut" sowie "Natürliche Wässer und ihr Säure/Base-Verhalten". Allerdings trifft das nur für die Ausgabe von 2009 zu; in der aktuellen Auflage des Buchs von 2015 werden Pufferlösungen überhaupt nicht mehr erwähnt, weil der Kernlehrplan des Landes NRW das Thema "Pufferlösungen" für nicht mehr notwendig hält. Wahrscheinlich haben die Damen und Herren, die den Kernlehrplan entwickelt haben, ebenfalls im Internet nach "Alltagsbezug von Pufferlösungen" recherchiert und auch nichts Brauchbares gefunden.
Bevor man in NRW auf den Modebegriff "Kompetenzen" kam, wurde gern der Begriff "Kontext" für den Chemie-Unterricht verwendet. Schauen wir doch mal in dem Buch "Chemie im Kontext" (Cornelsen-Verlag 2006) nach, was da über den Alltagsbezug von Pufferlösungen steht. Wunderbar. Hier findet man auf Seite 73 einen Abschnitt über "Pufferwirkung der Ozeane" und einen Kasten über "Pufferwirkung von Meerwasser". Das ist natürlich ein schöner Alltagsbezug, weil man ja jeden Tag mit Ozeanen und Meerwasser zu tun hat (Ironie!). Auf der Seite 182 wird dann kurz erwähnt, dass der Mundspeichel den pH-Wert im Mund konstant hält, weil er ein Puffer ist. Auf Seite 471 schließlich wird auch auf den Blutpuffer eingegangen. Die Schüler sollen dann ausrechnen, wie ein Cola-Getränk den pH-Wert des Blutes verändern würde, wenn das Blut kein Puffer wäre. Eine schöne Aufgabe.
In dem Schroedel-Buch "Salters Chemie - Chemical Storylines" von 2012 ist ein großes Kapitel über Ozeane als Kohlendioxidspeicher enthalten, hier wird auch auf die Pufferwirkung des Meerwassers eingegangen.
Ob das alles wirklich einen Alltagsbezug für die heutigen Schüler und Schülerinnen darstellt, wage ich allerdings in Frage zu stellen.