Helmichs Chemie-Lexikon

Elektronegativität

Unter dem Begriff Elektronegativität versteht man die Fähigkeit eines Atoms, die Elektronen einer kovalenten Bindung anzuziehen. Haben die beiden Atome einer kovalenten Bindung eine unterschiedliche Elektronegativität, dann ist die kovalente Bindung mehr oder weniger stark polarisiert; die Stärke der Polarisierung hängt von dem Unterschied der EN-Werte ab.

Es gibt verschiedene Skalen, nach denen die Elektronegativität der Elemente bzw. deren Atome eingeteilt wird, am bekanntesten sind die Allred-Rochow-Skala, nach der Fluor eine EN von 4,71 hat, die Milliken-Skala mit einer Fluor-EN von 4,42 und die Pauling-Skala mit einer Fluor-EN von 3,98. In dem entsprechenden Wikipedia-Artikel sind diese drei Skalen detailliert beschrieben.

In den meisten Büchern zur organischen Chemie orientiert man sich an der Pauling-Skala von 1932. Hier die für die organische Chemie wichtigsten Werte nach [1] bzw. [2]:

  • Kohlenstoff 2,55 (2,5)
  • Wasserstoff 2,20 (2,1)
  • Sauerstoff 3,44 (3,5)
  • Stickstoff 3,04 (3,0)
  • Chlor 3,16 (3,0)
  • Brom 2,96 (2,8)

Die Elektronegativität spielt auch eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Oxidationszahl eines Atoms in einer Verbindung. Die beiden Bindungselektronen werden immer dem Atom mit der höheren Elektronegativität zugeschlagen.

Auch das chemische Verhalten von Verbindungen wird durch die Elektronegativität der an den Bindungen beteiligten Atome bestimmt. Ein C-Atom, das mit einem O-Atom verbunden ist, wird durch die hohe Elektronegativität des O-Atoms zum Beispiel positiv polarisiert, da das O-Atom die beiden Bindungselektronen stärker anzieht als das C-Atom (negativer induktiver Effekt). Dadurch wird das C-Atom zum leichten Angriffsziel nucleophile Reagentien.

 

Quellen:

  1. Römpp Chemie-Lexikon, 9. Auflage 1992
  2. Spektrum Lexikon der Chemie, 1998