Helmichs Biologie-Lexikon

Autapomorphie

Ein Begriff aus der Evolutionsbiologie. Als Autapomorphie oder auch Apomorphie bezeichnet man Merkmale, die bei einer Stammart neu auftreten. Somit könnte man den Begriff Autapomorphie bzw. Apomorphie mit "Neuerwerbung" oder "evolutive Neuheiten" übersetzen.

Autapomorphien systematisch dargestellt

In dieser sehr schematischen Darstellung (einem Kladogramm) sieht man eine Art, aus der durch allopatrische oder sympatrische Artbildung zwei neue Arten hervorgegangen sind, die dann zu Stammarten weiterer Arten geworden sind. Bei der Bildung von Stammart A ist ein bestimmtes Merkmal neu erworben worden, das hier durch blaue Färbung dargestellt wurde. Alle Nachfolgearten von A, also A1, A2 und so weiter, besitzen dieses neu erworbene Merkmal ebenfalls. Es ist charakteristisch für die ganze A-Gruppe, eine Apomorphie für diese Gruppe. Alle Nachfolgearten von Stammart B haben ein anderes Merkmal gemeinsam, das sie sowohl von der Vorfahrenart wie auch von der Artgruppe A unterscheidet. Die Stammart B hat dieses neue Merkmal erworben, und so auch alle von B abstammenden Arten.

Beispiele

Alle Insekten haben zwei Flügelpaare (bei einigen Familien wurden diese später wieder zurück gebildet). Diese evolutive Neuheit unterscheidet sie von ihren Vorfahren, aber auch von ihren Schwestergruppen, die von den gleichen Vorfahren abstammen.

Alle Säugetiere haben Milchdrüsen. Dieses Merkmal tritt in der Evolution zuerst bei den Säugetieren auf; die Reptilien-Vorfahren hatten noch keine Milchdrüsen.

Alle Hominiden (Homo, Australopithecus und so weiter) haben die Hände zu Greiforganen umgestaltet.

Alle Metazoen (viellzellige Tiere) haben eine extrazelluläre Matrix mit der gleichen Zusammensetzung.