In den 1950er Jahren waren viele Programmierer Frauen - ein Umstand, der heute überraschend erscheinen mag. Dafür gibt es mehrere historische und gesellschaftliche Gründe:
Programmieren galt als "Frauenarbeit"
In den frühen Jahren der Computerentwicklung wurde Programmieren als eine eher untergeordnete, technische Tätigkeit gesehen – vergleichbar mit dem "Tippen" oder dem Bedienen von Maschinen. Es wurde nicht als besonders kreativ oder prestigeträchtig wahrgenommen, sondern als eine Art geistige Fließbandarbeit. Daher wurde es oft an Frauen delegiert, ähnlich wie Sekretärinnen damals als selbstverständlich galten.
Die Codeknackerinnen von Bletchley Park
Schon im Zweiten Weltkrieg hatten Frauen als sogenannte "Computer" gearbeitet, also manuell Berechnungen durchgeführt – etwa bei ballistischen Tabellen oder später in der Kryptographie (zum Beispiel bei den Codeknackerinnen von Bletchley Park, die im 2. Weltkrieg viele verschlüsselte Befehle der deutschen Marine entschlüsseln konnten). Diese mathematische Arbeit ging oft fließend in das maschinelle Programmieren über, als Computer wie der ENIAC oder die IBM-Maschinen aufkamen.
Männer kümmerten sich eher um die Hardware
Die technische Entwicklung von Computern – also der Bau der Hardware – galt als "wichtiger" und war daher häufiger von Männern dominiert. Programmieren hingegen war neu, wenig verstanden und weniger angesehen – also ein Feld, das sich für Frauen "anbot".
Wandel ab den 60er/70er Jahren
Ab den 1960er Jahren begann sich das Bild zu ändern: Mit dem steigenden Ansehen und der Professionalisierung der Informatik (zum Beispiel durch Informatik-Studiengänge und hohe Gehälter) wurde das Programmieren zunehmend als "Männerdomäne" wahrgenommen. Frauen wurden in diesem Prozess oft systematisch verdrängt.
Heutige Situation
Heute ist die Situation deutlich anders als in den 1950er Jahren: Der Frauenanteil in der Informatik ist weltweit vergleichsweise niedrig – insbesondere in der Softwareentwicklung. In Deutschland beträgt der Frauenanteil unter den Studierenden zwischen 20 und 25%, in der beruflichen Praxis ist der Anteil dann noch niedriger. Im Open-Source-Bereich ist der Frauenanteil noch niedriger, er liegt oft unter 10%.
Gründe für den geringen Frauenanteil
- Schon im Kindesalter wird Technik häufig als "männlich" angesehen. Fernsehserien wie "Big Bang Theory", Werbung und sogar manche Schulbücher verstärken oft das Bild vom "Nerd" als männlich.
- Fehlende Vorbilder spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Viele junge Frauen kennen keine weiblichen Informatiker oder Programmierer.
- Das Arbeitsklima in der Tech-Branche kann oft abschreckend auf Frauen wirken.
- Viele naturwissenschaftlich interessierte Frauen wechseln in andere MINT-Fächer wie Biologie oder Medizin.
Seitenanfang -
zurück zur "Wie hat man früher programmiert?"
zurück zur Hauptseite "Java und BlueJ"