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Dinkel vs. Weizen

Eine Recherche

Ich höre immer wieder von Freunden und Bekannten, dass Dinkelmehl wesentlich gesünder sein soll als Weizenmehl. Nun möchte ich ergründen, was an dieser Behauptung wahr ist. Dazu führe ich jetzt mal eine intensive Internet- und Literaturrecherche durch und lasse Sie/euch an meinen Ergebnissen teilhaben.

Gesund-Vital.de

Auf dieser schönen Seite findet man schon recht viele Informationen zu dem kontroversen Thema. Danach ist Dinkelmehl tatsächlich gesünder als Weizenmehl, weil

  • Dinkelmehl weniger Schadstoffe enthält als Weizenmehl, was wohl an der zusätzlichen Spelzhülle liegt, die das Dinkelkorn umschließt und die beim Weizenkorn fehlt.
  • Dinkelmehl mehr Eisen und Magnesium enthält als Weizenmehl (4,2 mg vs. 3,3 mg Eisen sowie 130 mg vs. 97 mg Magnesium)
  • Dinkelmehr mehr Spurenelemente (Zink, Kupfer, Mangan) enthält als Weizenmehl, außerdem mehr Kieselerde, B-Vitamine, Aminosäuren und Fettsäuren.

Allerdings enthält Dinkelmehl auch mehr Gluten als Weizenmehl, das sollte man bei der Auswahl beachten.

Quelle: gesund-vital.de/dinkel-vs-weizen

Focus.de

Zunächst wird in dem Artikel die Geschichte des Dinkels dargestellt, die für meine Recherche jetzt nicht so relevant ist. Ein paar Vorteile des Dinkelmehls werden dann aufgelistet:

  • Wegen der Spelzhülle ist das Korn weniger anfällig für Schädlinge, muss daher nicht so stark mit Pestiziden behandelt werden.
  • Dinkelmehl enthält alle acht essentiellen Aminosäuren.
  • Dinkelmehl enthält mehr Eisen und Magnesium
  • Die B-Vitamine B1, B2, B3 und B6 sind reichlich im Dinkelmehl enthalten.
  • Im Dinkelmehl findet sich die Aminosäuren Tryptophan, welche für die Herstellung des "Glückshormons" Serotonin benötigt wird.

Auch in diesem Artikel wird auf den höheren Glutengehalt von Dinkelmehl hingewiesen.

Quelle: praxistipps.focus.de/dinkel-ist-besser-als-weizen-das-steckt-dahinter vom 27.09.2018

Foodfibel.de

Hier handelt es sich um einen sehr kritischen Artikel über die "Dinkel-Täuschung".

  • Dinkel hat mehr Abwehrstoffe gegen Insekten und Pilze. Diese Abwehrstoffe schädigen auch den Menschen und können im Darm und in Gelenken zu Autoimmunkrankheiten führen (Allergien).
  • Dinkel enthält weniger Amylase-Trypsin-Inhibitoren, das sind Hemmstoffe für unsere Verdauungsenzyme.
  • Dinkel enthält außerdem weniger aggressive Lektine.
  • Das Gluten im Dinkel ist nicht so stabil wie das Weizen-Gluten und kann durch Backen leichter deaktiviert werden.
  • Dinkelmehl enthält kein Omega-Gliadin, das der Auslöser für Bäckerasthma ist.

Nachdem die Vorteile von Dinkel vorgestellt worden sind, geht es in diesem Artikel um ein heikles Thema, das in den anderen Quellen nicht erwähnt wurde. Danach sind viele Dinkelprodukte "mit Weizen kontaminiert". Und noch schlimmer: "Viele Dinkelprodukte wie Pasta und Mehle bestehen eigentlich aus Weizen". Nachgewiesen wurde das über das Omega-Gliadin, das nur im Weizenmehl enthalten ist, nicht aber im Dinkelmehl.

Quelle: foodfibel.de/blog/dinkel-statt-weizen vom 17.02.2020

Eatsmarter.de

In dem Artikel "Ist Dinkel gesund" werden jetzt keine großen Neuigkeiten mehr verkündet, wenn man ihn mit den obigen Artikeln vergleicht. Mal schauen, ob hier Punkte aufgeführt werden, die weiter oben noch nicht erwähnt wurden.

  • Dinkel enthält mehr Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäure als Weizen.

Das war's eigentlich schon.

Quelle: eatsmarter.de/ernaehrung/ernaehrungsmythen/dinkel-gesund vom 27.12.2018

NDR.de

"Brötchen aus Dinkel: Was steckt drin?" - dieser interessante Artikel ist auf der Seite des NDR veröffentlich worden. Danach enthält Dinkel nur "geringfügig mehr Vitamine und Mineralstoffe als Weizen". Negativ wird bewertet, dass Dinkelbrötchen aus Back-Shops von Supermärkten oft mehr Zusatzstoffe wie Verdickungsmittel (Guarkernmehl oder Kartoffelflocken) enthalten als traditionell gebackene Brötchen vom Bäcker.

Quelle: ndr.de/ratgeber/verbraucher/Broetchen-aus-Dinkel-Gesuender-als-Weizen,broetchen362.html vom 20.07.2018

Zentrum-der-Gesundheit.de

Auf dieser Seite findet sich ein sehr langer und differenzierter Artikel über Dinkel. Viele der bereits genannten Vorteile werden auch hier erwähnt. Mal sehen, ob es noch ein paar Punkte gibt, die bisher nicht erwähnt wurden.

  • Die essentiellen Aminosäuren sind - abgesehen von Lysin - im Dinkel in höherer Konzentration enthalten als im Weizen
  • Der Tryptophangehalt von Dinkel liegt bei 180 mg/100 g, bei Weizen liegt der Gehalt deutlich niedriger, nur bei 114 mg / 100 g.
  • Dinkelmehl macht nicht so leicht dick wie Weizenmehl. "Mit Dinkel gefütterte Hühner behielten nämlich ihr Idealgewicht, setzten kein Fett an und legten – dank Dinkel – gleich auch noch mehr Eier als zuvor."
  • Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) empfiehlt Dinkelmehl statt Weizenmehl.
  • Das Omega-5-Gliadin (Gluten-Bestandteil) ist der Hauptauslöser für allergische Reaktionen. Im Dinkel fehlt dieser Stoff.

Insgesamt ein sehr lesenswerter Artikel, allerdings recht lang; nichts für ungeduldige Menschen.

Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/dinkel.html vom 10.03.2020

Fachliteratur

Nach der ausführlichen Internet-Recherche wollte ich auch mal meine gesammelten Fachbücher zur Ernährungslehre und Ernährungsmedizin zu Rate ziehen - mit äußerst negativem Ergebnis. In zwei renomierten Fachbüchern

  • Hahn, Ströhle, Wolters: Ernährung, Stuttgart 2016 (1182 Seiten)
  • Biesalski: Ernährungsmedizin, Stuttgart 2004 (734 Seiten)

findet sich kein Wort über Dinkel. In dem bekannten Schulbuch von Schlieper (Grundfragen der Ernährung) wird Dinkel zwar erwähnt, aber nur am Rande als Variante von Weizen, ebenso in dem Schulbuch von deGroot, Ernährungswissenschaft. Die Dinkel vs. Weizen - Kontroverse scheint also kein Gegenstand der ernsthaften Ernährungswissenschaft zu sein.