Helmichs Biologie-Lexikon

Artbildung

Allopatrische Artbildung

Bei diesem Artbildungsmechanismus wird eine Population in zwei Teilpopulationen aufgespalten, die geographisch voneinander separiert, also getrennt sind. Diese Separation kann durch Naturereignisse oder Naturkatastrophen geschehen, aber auch durch eher unspektakuläre Prozesse; aus Schulbüchern bekannte Beispiele sind zum Beispiel der Vogel, der etwas Froschlaich oder ein paar Fischeier an seinen Füßen mitschleppt und dann in ein anderes Gewässer einbringt, ohne es zu merken, oder der Vogelschwarm, der in einen Sturm gerät und dann auseinander getrieben wird. Ein Teil des Schwarms landet dann auf einer unbesiedelten Insel, wo die Tiere gute Lebensbedingungen finden und sich dauerhaft niederlassen (Galapagos-Finken).

Die geographische Separation verhindert den Genfluss zwischen den Teilpopulationen, und jede Teilpopulation entwickelt sich nun unabhängig von der anderen weiter. Mutationen, die in der einen Teilpopulation auftreten, kommen in der anderen Teilpopulation nicht vor, und unterschiedliche Umweltbedingungen führen zu unterschiedlichen Angepasstheiten.

Beide Faktoren, Mutationen und unterschiedliche Umwelten, führen zu einem immer stärkeren phänotypischen und genotypischen Auseinanderdriften der beiden Teilpopulationen. Zunächst entstehen unterschiedliche Rassen der gleichen Art; die Tiere könnten sich also theoretisch noch untereinander paaren, wenn sie wieder aufeinander treffen. Wenn noch längere Zeit vergeht, ist schließlich keine fruchtbare Fortpflanzung mehr möglich, und es haben sich zwei unterschiedliche Arten entwickelt, zumindest nach dem biologischen Artkonzept.

Bei den sogenannten Zwillingsarten findet zwar auch eine genetische Auseinanderentwicklung statt, aber phänotypisch gleichen sich die Arten wie ein Ei dem anderen. Trotzdem findet kein Genfluss zwischen den Arten statt.

Die Mechanismen, die diesen Genfluss bei den sich auseinander entwickelten Arten verhindern, werden als Isolationsmechanismen bezeichnet. Mehr dazu auf der entsprechenden Seite dieser Homepage.

Sympatrische Artbildung

Unter diesem Fachbegriff versteht man die Bildung von zwei Arten, ohne dass vorher eine geographische Separation, also eine räumliche Trennung stattgefunden haben muss.

Dieser Begriff ist übrigens recht umstritten. Einige Biologen, allen voran der berühmte Ernst MAYR, auf den beispielsweise der biologische Artbegriff zurückgeht, bestreiten, dass es eine sympatrische Artbildung bei Vögeln oder Säugetieren überhaupt gibt.

Eine sympatrische Artbildung kann zum Beispiel stattfinden, wenn in Individuen der Art eine Genommutation vorkommt, die den Chromosomensatz verdoppelt. Diese Tiere oder Pflanzen können sich nicht mehr fruchtbar mit den nicht-mutierten Individuen fortpflanzen, sondern nur noch untereinander.

Wenn in einer Population eine starke innerartliche Konkurrenz herrscht (wie beispielsweise in der Sättigungsphase des logistischen Wachstums), suchen sich einige Individuen im gleichen Lebensraum eine andere Nahrungsquelle. Vorstellbar wäre zum Beispiel eine Insektenart, die bisher auf dem Boden nach Nahrung gesucht hat. Nun entschließen sich einige Individuen, auf Bäume zu klettern und dort nach Nahrung zu suchen. Wenn sie sich dabei von der Hauptpopulation räumlich trennen und auch lange Zeit getrennt bleiben, haben wir den Beginn einer sympatrischen Artbildung.

Quellen:

Bisher keine speziellen Quellen, es handelt sich um übliches Schulbuchwissen...