Helmichs Informatik-Lexikon

IST-Beziehung

Eine IST-Beziehung ist nichts anderes als eine Vererbungsbeziehung. Wenn eine Mutterklasse wie zum Beispiel Lebewesen eine oder mehrere Tochterklassen hat, zum Beispiel Held und Monster, dann besteht zwischen der Tochterklasse (Held) und der Mutterklasse (Lebewesen) eine IST-Beziehung.

Ein Klassendiagramm im BlueJ-Fenster

In der UML-Darstellung und auch in BlueJ werden IST-Beziehungen durch besondere Pfeile dargestellt.

Ganz korrekt ist die Bezeichnung IST-Beziehung allerdings nicht, denn zwar erbt eine Tochterklasse alle nicht-privaten Attribute und Methoden der Mutterklasse, aber es gibt drei wichtige Unterschiede, die gegen die Bezeichnung "IST" sprechen:

  1. Die Tochterklasse kann zusätzliche Attribute und Methoden definieren und implementieren.
  2. Die Tochterklasse kann die Methoden der Mutterklasse modifizieren (verändern, überschreiben).
  3. Auf private-Attribute und private-Methoden der Mutterklasse hat die Tochterklasse keinen Zugriff.

Trotz dieser Einschränkung und Erweiterungen hat sich die Bezeichnung "IST-Beziehung" in der Informatik-Didaktik weitgehend durchgesetzt.

Ob der Begriff "Ist-Beziehung" im Informatik-Abitur eine Rolle spielt, werden wir jetzt einmal überprüfen. Auf meiner Festplatte befinden sich sämtliche NRW-Abituraufgaben seit 2007. Ich lasse jetzt einmal Spotlight laufen, die Suchmaschine von Apple, und suche nach dem Wort "Ist-Beziehung".

Tatsächlich finden sich 10 PDF-Dokumente, in denen dieses Wort vorkommt. Das will aber nicht viel heißen, denn acht dieser PDF-Dateien beziehen sich auf die gleiche Abituraufgabe von 2008.

Ausschnitt aus einer Abituraufgabe von 2008

Es ging in dieser Aufgabe um Prioritäts-Warteschlangen mit Patienten einer Arztpraxis. In den Abituraufgaben der folgenden Jahre taucht das Wort "Ist-Beziehung" nicht mehr auf. In einem Dokument aus dem Jahre 2011 wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Begriff "Ist-Beziehung" in Zukunft durch den Begriff "Vererbung" ersetzt wird.