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Bilateria: Allgemeines

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Allgemeines

Zu den Bilateria gehören fast alle aus dem täglichen Leben bekannten Tiere, sowohl die Wirbellosen wie Spinnen, Krebs und Insekten wie auch die Wirbeltiere wie Fische, Lurche, Reptilien, Vögel und Säugetiere.

Schauen wir uns zunächst einmal eine Definition des Begriffs "Bilateria" an, wie sie in Hochschullehrbüchern gegeben wird, und nehmen diese Definition dann "auseinander".

"Zu den Bilateria gehören Tiere mit einer deutlichen anterio-posterioren Körperachse und einer zweiseitigen Spiegelsymmetrie, sowie einer dorso-ventralen Asymmetrie" [3].

Was heißt bilateral?

"Anterio-posteriore Körperachse" heißt nichts anderes, als dass die Tiere ein eindeutiges Vorderende und ein ebenso eindeutiges Hinterende haben.

Diese Beschreibung allein reicht aber nicht aus für die Charakterisierung eines bilateralen Tieres. Auch Polypen (Cnidaria) haben ein eindeutiges Vorderende (Mundöffnung, Tentakel) und ein Hinterende (Fußscheibe). Polypen sind aber nicht bilateral.

"Zweiseitige Spiegelsymmetrie" ist quasi das Gegenteil von "Radiärsymmetrie". Es gibt bei den Bilateria also eine linke Körperhälfte und eine rechte Körperhälfte, die im Prinzip spiegelbildlich aufgebaut sind.

Nicht ganz spiegelbildlich, wie man beispielsweise vom Menschen weiß. Das Herz des Menschen weist mit der Spitze normalerweise nach links, und das ist eine Verletzung der Spiegelsymmetrie. Auch andere innere Organe wie Milz oder Leber passen nicht in dieses Schema.

"Dorsoventrale Asymmetrie" heißt, dass die Tiere eine Vorderseite und eine Rückseite haben. Von vorne sieht ein Mensch anders aus als von hinten. Alles klar?

Die Tiere des Taxons Bilateria haben also einen Körper mit einem Vorderende und einem Hinterende, einem "Bauch" und einem "Rücken" und zwei nahezu spiegelbildlich aufgebauten Körperseiten "links" und "rechts".

Zum Begriff "Bilateria"

Dieser Abschnitt wurde aus der Wikipedia entnommen und etwas gekürzt und vereinfacht für Schüler(innen) und Studierende.

Im Jahr 1841 schrieb der deutsche Geowissenschaftler Heinrich Georg Bronn, dass die Körpergestalt vieler Tiere zu einer Art Keil vereinfacht werden könnte.

Einundzwanzig Jahre später führte der kanadische Geowissenschaftler John William Dawson das Wort Bilaterata ein, um die Gruppe der Tiere mit bilateralsymmetrischem Körperbau zu bezeichnen.

Im darauffolgenden Jahrzehnt prägte der deutsche Zoologe Ernst Haeckel für diese Tiere schließlich den Ausdruck Bilateria.

In aktuelleren biologischen Veröffentlichungen taucht Dawsons Wort Bilaterata nur sehr selten auf, obwohl es sich um die ältere Bezeichnung handelt. Dagegen setzte sich Haeckels Prägung Bilateria allgemein durch.

System der Bilateria

Auf dieser Seite wird das alte System der Bilateria, wie es beispielsweise im Kaestner dargestellt ist, mit den neueren Systemen verglichen.

Merkmale der Bilateria

Auch dieser Abschnitt wurde aus der Wikipedia entnommen und etwas gekürzt und vereinfacht.

Die Bilateria zeigen wenigstens im Larvenstadium Bilateralsymmetrie. Alle Bilateria verfügen ursprünglich über ein Vorder- und ein Hinterende sowie einen Mund. Im Verlauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung können diese Merkmale aber reduziert worden sein, beispielsweise bei Parasiten. Die Hauptachse des Körpers verläuft durch das Vorder- und das Hinterende.

Die erwachsenen Bilateria leben überwiegend solitär und frei beweglich. Die Hauptachse liegt meist in der Fortbewegungsrichtung. Sie suchen meist aktiv nach Nahrung, wobei die Entwicklung eines Kopfabschnittes mit einem übergeordneten Teil des Nervensystems, also einem Cerebralganglion oder Gehirn eine wesentliche Rolle spielt. Dieses als Cephalisation bezeichnete Ereignis ist während der Evolution in verschiedenen Linien der Bilateria aufgetreten.

Meist ist während der Bewegung eine bestimmte Körperseite zum Boden gerichtet. Diese wird als Bauch- oder Ventralseite bezeichnet. Sie weist entsprechende Strukturen zur Bewegung des Körpers, wie Kriechsohlen oder Extremitäten auf. Der Ventralseite entgegengesetzt liegt die Rücken- oder Dorsalseite.

Sessile und in Kolonien lebende Lebensformen sind in wenigen Gruppen der Bilateria vertreten, zum Beispiel bei Kamptozoa und Bryozoa. Diese haben zudem eine mit dieser Lebensweise verbundene filtrierende Nahrungsaufnahme.

Neue Merkmale

Die Bilateria unterscheiden sich von den Schwämmen und Hohltieren durch eine ganze Reihe neuer Merkmale. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr darüber.

Tripoblastie

Schwämme und Nesseltiere sind diploblastisch

Wenn man sich einfachere Metazoa wie Schwämme oder Nesseltiere anschaut und deren Gewebe untersucht, stellt man fest, dass die Tiere eigentlich nur zwei "richtige" Gewebe besitzen: Eine äußere Epidermis, die oft mit Cilien besetzt ist, und eine innen liegende Gastrodermis, die hauptsächlich zur Verdauung der aufgenommenen Nahrung dient. Zwischen diesen beiden Geweben befindet sich die mehr oder weniger dicke und geleeartige Mesoglea. Aus der Epidermis und der Gastrodermis können einzelne Zellen in diese Mesoglea einwandern und sich sogar zu Nervennetzen oder Muskeln vernetzen, aber ein richtiges Gewebe wird die Mesoglea dadurch nicht.

Bei der Entwicklung eines solchen Tiers aus der befruchteten Eizelle bilden sich nach einigen Zellteilungen die beiden sogenannten Keimblätter. Eines davon wird als Ektoderm bezeichnet, das andere als Entoderm. In der weiteren Ontogenese (Individualentwicklung) entsteht aus dem Ektoderm die Epidermis, und aus dem Entoderm die Gastrodermis.

Tiere wie Schwämme, Nesseltiere oder Rippenquallen werden wegen dieser zwei Keimblätter als diploblastisch bezeichnet.

Bilateria sind tripoblastisch

Bilateria dagegen sind tripoblastisch, besitzen also drei dieser Keimblätter.

Während der Ontogenese bilateraler Tiere entstehen zunächst die beiden Keimblätter Entoderm und Ektoderm. Während der Gastrulation (wenn sich der hohlkugelartige Blasenkeim einstülpt) bildet sich - meistens aus dem Entoderm - bald ein drittes Keimblatt, das Mesoderm. Dieses Mesoderm schiebt sich quasi zwischen die beiden anderen Keimblätter, also zwischen Ektoderm und Entoderm.

Aus dem Mesoderm enstehen dann im Laufe der weiteren Entwicklung des Tieres die Muskulatur, das Bindegewebe sowie das Epithel , das die sekundäre Leibeshöhle auskleidet (das Coelom).

Die Tatsache, dass Bilateria drei Keimblätter besitzen, wird durch das Substantiv Tripoblastie ausgedrückt.

Keimblätter

Mehr zum Thema "Keimblätter der Bilateria" und "Bildung des Coeloms" erfahren Sie auf dieser Seite.

Quellen:

  1. Kaestner, Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band I: Wirbellose Tiere, 1. Teil. Stuttgart 1980.
  2. Burda, Hilken, Zrzavy, Systematische Zoologie, 2. Auflage, Stuttgart 2016.