Helmichs Biologie-Lexikon

Molnupiravir

Molnupiravir ist ein mögliches Medikament gegen Covid-19 (Corona), das aber noch nicht zugelassen ist.

Cytidin und Molnupiravir im Vergleich
Autor: Ulrich Helmich 2021, Lizenz: ---

Es ähnelt in seiner Struktur dem RNA-Baustein Cytidin ( = Cytosin + Ribose). Allerdings ist ein H-Atom der Cytosin-Aminogruppe durch eine OH-Gruppe ersetzt worden, und eine OH-Gruppe des Riboseringes ist mit 2-Methyl-propansäure verestert.

Die Wirkung von M. ist auf die zusätzliche OH-Gruppe an der NH2-Gruppe des Cytosins zurückzuführen. "Normales" Cytosin paart sich bekanntlich komplementär mit Guanin, wie man auf dem folgenden Bild sehen oben kann:

Basenpaarung Guanin-Cytosin und Adenin-Cytosin-Tautomer
Autor: Ulrich Helmich 2021, Lizenz: ---

Durch den Einbau der zusätzlichen OH-Gruppe kann das Cytosin jetzt in zwei verschiedenen Formen vorkommen (Tautomerie). Die eine Form kann sich ganz normal mit der komplementären Base Guanin paaren (siehe Abbildung 2), die andere tautomere Form dagegen kann sich mit mit Adenin paaren, also mit einer falschen Base.

Wenn die Viren-RNA also einer gewissen Molnupiravir-Konzentration ausgesetzt ist, baut sie bei ihrer Vermehrung den Wirkstoff in die neue RNA ein, was dann bei der erneuten Vermehrung der RNA zu einem hohen Anteil von Mutationen führt (Fehlpaarungen C-A). Dadurch wird das Virus in seiner Vermehrung stark behindert.

Der aktuelle Wissenstand über die Wirkung des Medikaments ist der: Die Anzahl schwerer Verläufe bei Infizierten mit erhöhtem Risiko wird um die Hälfte reduziert (Angaben des Herstellers).

Vorteil von M.: Das Medikament kann als Tablette verabreicht werden. Bisherige Medikamente gegen Covid-19 mussten in die Blutbahn injiziert werden, und dazu ist qualifiziertes Personal erforderlich, das heute schon deutlich überfordert ist. Außerdem müssen die Covid-19-Medikamente schon recht früh bei den ersten Symptomen eingesetzt werden. Mit den bisherigen Medikamenten hätten mal also Tausende von Verdachtsfällen in Kliniken einweisen müssen, die ohne Behandlung vielleicht gar nicht ernsthaft erkrankt wären. Molnupiravir kann den Patienten einfach mit nach Hause gegeben werden und entlastet dadurch die Kliniken und Arztpraxen.

"Nach Angaben des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Merck & Co Inc. mussten nur sieben Prozent der (mit Molnupiravir) behandelten Versuchspersonen wegen Covid-19 ins Krankenhaus, gegenüber 14 Prozent in der Kontrollgruppe. Außerdem starb bei den Behandelten niemand, während es in der unbehandelten Kontrollgruppe acht Todesfälle gab" [1].

Nun besteht natürlich der Verdacht, dass M. auch in der menschlichen RNA Mutationen auslösen kann; ganz von der Hand zu weisen ist das tatsächlich nicht. Allerdings hat man Tierversuche mit hohen Dosen von M. gemacht, und dabei hat es keine Hinweise auf solche Mutationen gegeben.

Quellen:

  1. Lars Fischer: "Was Molnupiravir wirklich leistet" in Spektrum "Die Woche" 40/2021.