Die Cryptophyten (gr. kryptos = geheim) sind einzellige Algen, die sowohl in Süß- wie auch in Meerwasser vorkommen. Die asymmetrischen Zellen bewegen sich mit Hilfe von zwei Geißeln durch das Wasser und können rötlich, bläulich oder bräunlich gefärbt sein.
Die meisten Cryptophyten besitzen zwei Zellkerne. Dies ist auf die Endosymbiose mit Rhodophyten (Rotalgen) zurückzuführen. Rotalgen selbst besitzen Chloroplasten endosymbiotischer Herkunft (siehe Endosymbionten-Theorie), die von zwei Membranen umgeben sind.
Die innere Membran der Rotalgen-Chloroplasten entspricht der Membran des aufgenommenen Cyanobakteriums, die äußere Membran entspricht der Membran des Phagocytose-Vesikels, mit dem das Cyanobakterium in die Eukaryotenzelle aufgenommen wurde.
Die Cryptophyten gehören nun zu den Organismen, die Rotalgen als Endosymbionten aufgenommen haben. Die Plastiden dieser Cryptophyten-Arten sind daher von vier Membranen umgeben:
- innere Membran = Membran des Cyanobakteriums
- mittlere Membran = Membran des Phagocytosevesikels der Rotalge
- Zellmembran der Rotalgenzelle
- äußere Membran = Membran des Phagocytosevesikels der Cryptophytenzelle
Der Zellkern der Rotalgenzelle wurde bei dieser sekundären Endosymbiose nicht zerstört, so dass die Cryptophytenzelle über zwei Zellkerne verfügt. Interessant ist auch, dass insgesamt vier Genome in den Cryptophytenzellen zu finden sind:
- DNA des Zellkerns der Cryptophytenzelle selbst
- DNA des Zellkerns der aufgenommenen Rotalge
- DNA des Plastiden der Rotalge
- DNA der Mitochondrien der Cryptophytenzelle
Was jetzt mit der DNA der Mitochondrien der Rotalgenzelle geschehen ist, darüber findet man in der Fachliteratur oder im Internet keine Informationen, wahrscheinlich wurden die Rotalgen-Mitochondrien während des Übergangs zur Endosymbiose abgebaut. Wäre das nicht der Fall, würde die Cryptophytenzelle sogar über fünf Genome verfügen.
Sehr interessant ist, dass die Zellen der Cryptophyten keine Zellwand besitzen. Stattdessen sind der Zellmembran Proteinplatten von außen aufgelagert, die eine ähnliche mechanische Schutzfunktion übernehmen.
Auf dieser deutschen Wikipedia-Seite finden Sie viele weitere Informationen zu dem Taxon der Cryptophyten, und wenn Sie des Englischen mächtig sind, sollte Sie die entsprechende engl. Wikipediaseite aufsuchen, weil dort das Thema noch ausführlicher behandelt wird.
Wer ganz genau wissen will, wie es mit der Verwandtschaft der verschiedenen eukaryotischen Algentypen aussieht, sollte sich diese Original-Arbeit von Medlin et al. aus dem Jahre 1997 ansehen. Die lange PDF-Datei enthält jede Menge DNA-Stammbäume dieser Algen. Nur für absolute Profis, also für Leute, die gerade ihre Master- oder sogar Doktorarbeit auf diesem Gebiet schreiben.
Quellen:
- Kadereit , Körner, Nick, Sonnewald: Strasburger - Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften, 38. Auflage, Springer Berlin Heidelberg 2021.
- Gemeinholzer, Birgit, Systematik der Pflanzen kompakt, Springer Spektrum 2018.
- Wikipedia, Artikel "Cryptophyceae"