Helmichs Biologie-Lexikon

Atropin

Atropin ist das Gift der Tollkirsche Atropa belladonna. Der Name "belladonna" heißt übersetzt "Schöne Frau". Das Tollkirschengift bewirkt in geringer Dosierung nämlich eine Weitung der Pupillen, was ja den berühmten Schlafzimmerblick zur Folge hat.

Interessant ist, dass die Tollkirsche und andere Nachtschattengewächse das Atropin noch gar nicht direkt enthalten; das Gift entsteht erst bei der Isolierung aus der Tollkirsche aus dem Naturstoff Hyoscyamin.

Wirkung

Atropin hat eine ähnliche Struktur wie Acetylcholin und wirkt daher als kompetitiver Hemmstoff. Die Wirkung entspricht somit dem Mechanismus 2.3 (Kompetitive Hemmung der Rezeptoren) in meiner Liste der Wirkweisen.

Hier sieht man links ein Atropin-Molekül und rechts ein Acetylcholin-Molekül. So ähnlich sind sich die beiden Moleküle auf den ersten Blick gar nicht. Ich habe mal die analogen Stellen der beiden Moleküle farblich gekennzeichnet. Auffällig ist das positiv geladene Stickstoff-Atom beim Acetylcholin, während das analoge N-Atom beim Atropin neutral ist; es könnte höchstens durch Anlagerung eines Protons ebenfalls eine positive Ladung erhalten.

Tatsache ist jedoch, dass sich Atropin genau wie Acetylcholin in die Rezeptor-Stellen der Natrium-Kanäle der postsynaptischen Membran setzt und so deren Öffnung durch Acetylcholin verhindert. Atropin hemmt vor allem Acetylcholinrezeptoren des Parasympathikus. Davon betroffen sind Synapsen des Herzens, Synapsen der Eingeweide und Synapsen der Irismuskel des Auges.

In höherer Dosierung wirkt Atropin allerdings ebenfalls wie Curare auf die motorischen Endplatten der Skelettmuskulatur. Genaueres kann man auf den Seiten des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie nachlesen.

Auch ist die Wirkung auf bestimmte Organe dosisabhängig. Auf der zuletzt genannten Webseite wird beispielsweise erwähnt, dass Atropin in niedrigen Dosierungen des Herzfrequenz des Hundes verlangsamt, bei hoher Dosierung dagegen beschleunigt.

Folgen

In der Wikipedia findet sich eine ganze Liste von Wirkungen des Atropins, von denen ich hier nur einige aufführen möchte:

  • Beschleunigung der Herzfrequenz
  • Vergrößerung der Pupillen
  • Hemmung der Magen-Darm-Tätigkeit
  • Erschlaffung der glatten Muskulatur